Ecuador Cotopaxi Bergbesteigung – auf den Spuren des Alexander von Humboldt

Der Höhepunkt meiner Reise durch Ecuador war die Bergbesteigung des Cotopaxi. (5.897 Meter ueber n. N.) der höchste aktive Vulkan der Erde. Dieser ist vom Mittelpunkt der Erde aus gerechnet, nach dem Chimborazo der zweithöchste Berg der Erde. Am dritten Tag, genauer dem 19. Februar sind wir um Mitternacht im Refugium (4.800 mtr.) aufgestanden. Es war unmöglich zu schlafen, zum einen wg. der Höhe und zum anderen weil ich so aufgeregt war, wie ein Kind in der Nacht vor Weihnachten. Jedenfalls gegen 1.20 Uhr sind wir los marschiert und so ab 5.600 oder 5.700 metern begann ich zu begreifen oder nicht zu begreifen, was da eigentlich abgeht. Seit einigen Jahren war es mein Traum den Cotopaxi zu besteigen und ich war kurz davor den Gipfel zu erreichen. Wir hatten noch etwa 200-300 Höhenmeter und etwa 1-1,5 Stunden. Es war inzwischen etwa 5.30 oder 6.00 Uhr, wir marschierten den Gletscher ununterbrochen bergauf, super langsam, Schritt für Schritt und super steil. Natürlich mit sämtlicher Sicherung und Führer. Irgendwie hat mich die Situation an die Gefährten aus der Herr der Ringe erinnert, als die Jungs über den Berg nach Moria durch den Schnee marschierten.

Die ersten Sonnenstrahlen erklommen den Horizont und zeigten allmählich wie meine aktuelle Realität visuell zu verstehen war. Es war perfektes Wetter und wir konnten immer noch sowohl den nördlichen, als auch den südlichen Sternenhimmel sehen. Und plötzlich liefen mir die Tränen. Ich hätte nie gedacht, dass mich etwas emotional so tief ergreifen kann. Ich wollte immer noch nicht wahrhaben, dass ich es bald geschafft habe. Ich spürte immer noch keine Erschöpfung. Unser Führer und mein Kollege wundert sich ein wenig, dass ich keine Probleme hatte (noch nicht), keine Anzeichen von Höhenkrankheit. Im Gegenteil, sie mussten mich zügeln nicht zu schnell hochzulaufen. Es war, als lief ich ferngesteuert, aber es war absolut traumhaft – wie in einem Trancezustand. Ich dachte an meinen Grossvater, den ich nie kennengelernt habe. Meine Mutter sagte mir immer, dass er sehr viel Ähnlichkeit mit mir hatte. Er liebte das Bergsteigen vielleicht noch mehr als ich und ist in jungen Jahren sehr häufig morgens den Jeschken (heutiges Tschechien) hinauf marschiert. Daher war ich auch etwas betrübt, dass ich die Wanderung nicht mit ihm machen konnte. Er hatte leider diese Möglichkeit nie gehabt hat eine Reise so weit weg zu unternehmen – also fühlte ich das tiefe Bedürfnis diese Besteigung, von der ich schon jahrelang geträumt habe, ihm zu widmen. Etwa 1,5  Stunden später, gegen 7 Uhr erreichten wir den Gipfel, konnten in den mit Schwefeldampf aufsteigenden Krater schauen und einen unglaublichen Ausblick genießen.

Als wir etwa 15-20 Minuten später, den Abstieg antraten begann ich wieder darüber nachzudenken, was ich geschafft habe und meine emotionale Ader hatte erneut die Chance Macht über mich zu gewinnen. Ich musste aufpassen, dass ich mich nicht einfach fallen lasse. Doch nun machte sich auch bald die totale Erschöpfung breit und ich musste mich wieder stärker konzentrieren. Es war körperlich und psychisch anstrengend, aber die Mühe jeden Zentimeter wert die wunderschöne Umgebung einmal vom Gipfel des Cotopaxi aus zu sehen.

Ungefähr 2 std. später kamen wir unten an und ich war müde und glücklich zugleich, wie nie zuvor in meinem Leben. Während des Aufstiegs war ich davon überzeugt diese Wanderung zu wiederholen, nach dem erfolgreichen Abstieg war ich mir nicht mehr so sicher. In Wirklichkeit werde ich sicherlich eines Tages wiederkehren und erneut nach den Fußspuren von Humbolt und Bonpland Ausschau halten.

 

Spannende Reiseeindrücke und interessante Länderinformationen wecken weitere Reiseträume.
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